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Infopunkt Breitnau-Ortsmitte engl./frz.

Frühmorgens um drei Uhr überfielen am 20. Februar 1690 französische Soldaten das Dorf Breitnau. Sie brannten 14 Häuser samt dem Pfarrhof nieder. Die im Ort stationierten  kaiserlichen Soldaten der Habsburgischen Herrschaft verbarrikadierten sich in der Kirche. Der Kirchhof wurde von ihnen aufgegraben und zur Festung ausgebaut. Die Toten wurden aus ihren Gräbern geholt und in die Wälder geworfen.

 

Die Franzosen waren aus dem von ihnen zwischen 1677 und 1698 besetzten Freiburg marodierend auf die Schwarzwaldhöhen gezogen. Dieser und zahlreiche ähnliche Überfälle entlang der Schwarzwaldkämme bewogen den Markgrafen Ludwig Wilhelm I. von Baden (1655-1707), den man wegen seiner militärischen Erfolge gegen die Türken den „Türkenlouis“ nannte, ab 1693 zum systematischen Aus- und Aufbau einer Verteidigungslinie auf den Schwarzwaldkämmen. So entstand, lokal auf ältere Verteidigungswerke aus Zeiten des Dreißigjährigen Krieges und noch früherer Epochen aufbauend, das defensive Verteidigungssystem von Schanzen und Linien, zu dem auch die Abschnitte von St. Märgen/Hohlen Graben und Breitnau bis zum Höllental gehörten.

 

Diese Verteidigungslinie bestand aus Schanzen, Redouten, Wällen, Gräben und Verhauen, die so miteinander verbunden waren, dass sie in der Theorie mit wenig Besatzung eine feindliche (französische) Übersteigung der Schwarzwaldpässe zumindest so lange zu verhindern vermochten, bis reguläre kaiserliche Truppen des Habsburgerreiches herangeführt waren. Es handelte sich dabei um Verteidigungsanlagen, die aus Erdaufwurf und hölzernen Palisaden bestanden. Als Sappe bezeichnete man die Laufgräben zwischen den Schanzen, eine Art früher Schützengräben.

Die ständige Besatzung war vom örtlichen Bauernvolk, der Landwehr, zu stellen. In der Praxis kam es – zumindest im Bereich Breitnau-St. Märgen – nie ernsthaft zu einer solchen Situation und bereits zu Anfang des 18. Jahrhunderts hatten die Anlagen ihre militärische Bedeutung weitgehend verloren.

 

Das Breitnauer Schanzensystem beginnt im Mucklewald an der Gemarkungsgrenze zu St. Märgen. Von hier aus führte ein Anschlusswall zum Fahrenberg, wo auf der Beckenhöhe eine kleine Redoute und eine größere Schanze die Verteidigungslinie, die dann zum Naturfreundehaus weiterführt, fortsetzen. Beim Naturfreundehaus wachte die Rossbergschanze über das Spirzental. Sie war mit einem noch gut sichtbaren Verbindungswall mit der vollständig rekonstruierten Ringelschanze verbunden, die ihrerseits die von Buchenbach heraufführenden Aufstiege überblickte. Von hier gab es Blickkontakt bis zur Schanze auf der Hohwarthöhe, die den Aufstieg über den Dietzendobel überwachte und gleichzeitig die Funktion der „Hochwarte“ innehatte, von der aus alle übrigen Schanzen per Signalfeuer alarmiert wurden. Dazwischen lag in der Senke das „Schanzenhäusle“, einstmals Sammelplatz und Befehlszentrale für die heimische Landwehr, welche die Schanzen zu betreuen und zu bewachen hatte. Das letzte Glied in der Kette bildete dann die Schanze am Haldenbuck, der bereits dem Höllental und dem Engenbach zugewandt ist.

 

Der Türkenlouis-Pfad erschließt all diese Anlagen und bietet neben der außergewöhnlichen archäologischen und architektonischen Anschauung auch prägnante Informationen über Schanzenbau und Alltag der bäuerlichen Bevölkerung im barocken Zeitalter. Dabei wird auch deutlich: Nicht der Krieg, sondern der Soldat war des Bauern ärgster Feind – so die Erfahrung jener Zeit.

Die Schwarzwälder Bauern setzten sich mit einfachsten, aber wirkungsvollen Verteidigungsmaßnahmen sowohl gegen den französischen Feind, oft genug aber auch gegen die kaiserlich habsburgische Soldateska zur Wehr. Da bekanntlich der Krieg seinen Mann ernähren musste, bedeuteten schon die Zwangseinquartierungen, Truppendurchzüge oder Überfälle durch marodierende Soldaten eine stets lebensgefährliche Bedrohung des bäuerlichen Alltags.

 

Damit war der Bau und Erhalt der Schanzen trotz härtester Fronarbeit auch ein persönliches Anliegen der Breitnauer Bauern zum Schutz der Höfe und der eigenen Familie. Die blut- und schweißgetränkten Schanzen verdeutlichen aber auch die die Diskrepanz zwischen dem bäuerlichen Leben und dem Leben der Sickingischen oder Pfirdtschen Herrschaft in der Stadt oder gar der Markgrafen am Fürstenhof.

 

Mit dem Leben im Barock verbinden sich gängige Vorstellungen von prachtvollen Kostümen, klangvoller Musik, atemberaubender Malerei und traumhaften Schlössern, voller Prunk, goldenem Glanz und absolutem Luxus. Die düstere Kehrseite dazu war eine Epoche europaweiter und regional heftig geführter Kriege und einer Zeit, in der für das einfache Volk über Jahrzehnte der Friede nur eine vage Hoffnung und der Krieg allgegenwärtig war. 

 


 

Early in the morning at three o'clock on February 20, 1690, French soldiers raided the village of Breitnau. They burned down 14 houses including the rectory. The soldiers of the Habsburg Empire stationed in the village barricaded themselves in the church. They dug up the churchyard and turned it into a fortress. The dead were taken out of their graves and thrown into the woods.

The French - occupying the City of Freiburg from 1677-1698 - had moved marauding to the heights of the Black Forest. This and numerous similar attacks along the Black Forest ridges prompted Margrave Ludwig Wilhelm I of Baden (1655-1707), who was called "Türkenlouis" because of his military successes against the Turks, to systematically develop and expand a defense line on the Black Forest ridges from 1693 onwards. Thus, the defensive fortification system of redoubts and lines, which also included the sections from St. Märgen/Hohlen Graben and Breitnau to the Höllental, was created, building locally on older defensive works from the Thirty Years' War and earlier epochs.

 

This defense line consisted of (ramparts), redoubts, walls, ditches and abatis that were interconnected so that, in theory, with little garrison, they could prevent an enemy (the French) crossing of the Black Forest passes at least until regular imperial troops of the Habsburg Empire were brought in. These were defensive structures consisting of earthworks and wooden palisades. The trenches between the fortifications were called „Sappe“, a type of early dugout.

 

The permanent garrison was to be provided by the local farming population, the “Landwehr”. In practice, at least in the Breitnau-St. Märgen area, such a situation never seriously arose, and by the beginning of the 18th century, the fortifications had largely lost their military significance.

 

The Breitnau fortification system begins in the Mucklewald at the boundary with St. Märgen. From here, a connecting wall led to Fahrenberg, where (at the Beckenhöhe) a small redoubt and a larger fortification continued the defense line, which then continued to the Naturfreundehaus. At the Naturfreundehaus, the Rossbergschanze watched over the Spirzental. It was connected by a still visible connecting wall to the fully reconstructed Ringelschanze, which in turn overlooked the ascents from Buchenbach. From here, there was visual contact up to the fortification on the Hohwarthöhe, which watched over the ascent over the Dietzendobel and at the same time served as the "Hochwarte," from where all the other fortifications were alerted by signal fires. In the valley between them was the "Schanzenhäusle," once a gathering place and command center for the local Landwehr, who were tasked with taking care of and guarding the fortifications. The last link in the chain was the fortification on Haldenbuck, which was already facing the Höllental and the Engenbach.

 

The Türkenlouis Path opens up all of these fortifications and provides not only an extraordinary archaeological and architectural view but also concise information about fortification construction and everyday life of the rural population in the Baroque era. It also becomes clear: not the war, but the soldier was the peasant's worst enemy - the experience of that time. The Black Forest farmers defended themselves with simple but effective defensive measures against the French enemy, often enough also against the imperial soldiery as well. As the war had to feed its man, forced billeting, troop movements, or raids by marauding soldiers meant a constantly life-threatening threat to rural life

 

Thus, the construction and maintenance of the fortifications were not only a matter of hard labor for the Breitnau farmers, but also a personal concern to protect their farms and families. However, the blood- and sweat-soaked fortifications also illustrate the discrepancy between the rural life and the life of the Sickingian or Pfirdtian rulers in the city, or even the Margraves at the court.

 

The Baroque era is commonly associated with magnificent costumes, melodious music, breathtaking paintings, and dreamy castles, full of grandeur, golden shine, and absolute luxury. The dark side of this period was a time of wars fiercely fought across Europe and the region, and an era in which peace was a vague hope for the common people, while war was ubiquitous for decades.